6. April 2022 / Aus aller Welt

42.000 Jahre alte Gebeine sollen letzte Ruhe finden

Ein jahrelanger Disput zwischen Ureinwohnern und Behörden geht zu Ende. Die sterblichen Überreste von einigen der ältesten bekannten Menschen in Australien sollen an anonymen Orten begraben werden.

Der Sarg mit den Überresten eines 42.000 Jahre alten australischen Ureinwohners (Archivbild).

Einige der ältesten bekannten sterblichen Überreste von Menschen in Australien sollen endlich ihre letzte Ruhe finden und an anonymen Orten begraben werden.

Mit dieser Entscheidung der australischen Regierung geht ein jahrelanger Disput zwischen Ureinwohnern und Behörden zu Ende. Unter den 108 Gebeinen sind auch die von Mungo Man und Mungo Lady - die Überreste der zwei australischen Ureinwohner zählen zu den bekanntesten archäologischen Funden in Down Under. Sie werden auf 42.000 Jahre geschätzt und waren zusammen mit 106 weiteren Skeletten zwischen den 1960er und 1980er Jahren im Mungo-Nationalpark 750 Kilometer westlich von Sydney entdeckt worden.

Die örtliche Aboriginal Advisory Group hatte sich seit 2018 für anonyme Gräber in der Region des ausgetrockneten Lake Mungo, einem Teil des Unesco-Weltkulturerbes Willandra-Seenregion, stark gemacht. «Ich bin dankbar, dass die Überreste unserer Ahnen endlich auf traditionelle Weise auf dem Land beigesetzt werden», sagte die Vorsitzende Patsy Winch.

Die Entscheidung zu der Umbettung hatte zuvor Umweltministerin Sussan Ley bekanntgegeben. Es sei zwar wichtig, die Geschichte des Landes zu dokumentieren, aber ebenso, die tief empfundenen Wünsche der Nachfahren zu respektieren.

«Zeit, ihre Seelen in Frieden ruhen zu lassen»

Der Minister für das kulturelle Erbe der Region, James Griffin, betonte, er könne die Trauer vieler Aborigines nachvollziehen. «Besonders wenn man bedenkt, dass einige der Ältesten, die für die Rückgabe der Überreste gekämpft haben, nicht mehr unter uns sind», sagte er mit Blick auf den langen Kampf der Ureinwohner um ihre Vorfahren. «Es ist Zeit, ihre Seelen in Frieden ruhen zu lassen.»

Einige der traditionellen Eigner des Landes zeigten sich jedoch verärgert, dass die Entscheidung von der Zentralregierung in Canberra und nicht von den Ureinwohnern selbst getroffen wurde: «Ich bin so wütend, das muss aufhören», sagte Jennifer Jones vom Volksstamm der Paakantyi. «Mungo Man darf nicht beerdigt werden, bis nicht die traditionellen Eigner diese Entscheidung gemeinsam treffen.»

Die Gebeine von Mungo Man hatten auch den ersten Beweis für eine rituelle Beerdigung in Australien geliefert. 1974 waren sie ohne Erlaubnis der Ureinwohner weggebracht und in der Australian National University in Canberra untersucht und aufbewahrt worden.

Erst vor fünf Jahren war Mungo Man in seine Heimat im Outback zurückgekehrt. Jedoch gab es damals keine Einigung über das Verfahren der Bestattung, so dass die Überreste direkt auf dem Gelände des Besucherzentrums in einem Sarg aus Eukalyptusholz begraben wurden. Alle 108 menschlichen Überreste sollen nun in den kommenden Monaten an unmarkierten Stellen im Nationalpark beerdigt werden.


Bildnachweis: © Perry Duffin/AAP/dpa
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