6. Juni 2021 / Aus aller Welt

Gewitter-Wochenende: Starkregen schwemmte Autos weg

Fahrer müssen aus Autos gerettet werden, ein Arbeiter verunglückt tödlich. In einem Thüringer Ort gellen morgens die Sirenen. Über Deutschland wüten auch am Sonntag Unwetter - und es soll weitere geben.

Autos fahren über die überflutete Schillerstrasse am Stuttgarter Hauptbahnhof.

Blitze schlugen ein, Starkregen flutete Keller und Unterführungen, Autos wurden weggeschwemmt: In vielen Orten Deutschlands haben Unwetter am Wochenende immense Schäden verursacht.

Schlimm betroffen waren gleich mehrere Orte in Thüringen. Im kleinen Ort Gierstädt bei Erfurt gellten am Sonntagmorgen die Sirenen. Kurz darauf stand das Dorf unter Wasser. Die Polizei sperrte Gierstädt zeitweise ab - alle Zufahrtsstraßen waren nicht mehr passierbar. «Das Wasser kam aus dem Wald geschossen», sagte Bürgermeister Ulf Henniger. Dabei seien auch Schlammmassen in den Ort gespült worden.

Zuvor war am Freitagabend im Ortsteil Mosbach der thüringischen Gemeinde Wutha-Farnroda eine Flutwelle kniehoch durch den Ort geströmt und hatte Häuser, Gärten und Garagen geflutet. Mehrere Autos wurden weggeschwemmt, aus einigen mussten Menschen befreit werden. Der Bürgermeister rechnete mit Schäden in Millionenhöhe, bei einem Gebäude wurde ein Teilabsturz durch einen Hangrutsch befürchtet.

Auch in Hennef in Nordrhein-Westfalen kam es nach einem Unwetter am Freitagabend zu Hangrutschungen. Ein Auto wurde in einen Bach gespült, das Gelände eines Schwimmbads mit Schlamm und Geröll bedeckt, eine durch den Wald verlaufende Straße stark unterspült.

In Laatzen bei Hannover holte die Feuerwehr am Samstag eine Seniorin aus einer überfluteten Fußgänger-Unterführung. Die 82-Jährige war zusammen mit acht Jugendlichen von etwa 30 Zentimeter hoch stehendem Wasser eingeschlossen. Feuerwehrleute trugen die Rentnerin ins Freie. In Rastede in Niedersachsen liefen in der Nacht auf Sonntag neben vielen Kellern auch zwei Supermärkte voll. Auch am Hauptbahnhof in Stuttgart stand das Wasser zeitweise bis zu 30 Zentimeter hoch, wie ein Sprecher der Polizei am Sonntag mitteilte.

In der Stadt starb zudem ein 65-Jähriger, als am Freitag auf einer Baustelle ein unterspültes Gerüst mehrere Arbeiter mit sich riss. In Düsseldorf wurde eine Zwölfjährige lebensgefährlich verletzt, nachdem ein Blitz am Freitagabend nahe ihrer Radfahrer-Gruppe eingeschlagen hatte. Das Mädchen erlitt vermutlich einen Stromschlag und stürzte auf die Straße, wo es von einem Auto erfasst wurde.

Im Zwickauer Land in Sachsen wurde eine Straßenunterführung unter der Autobahn 4 geflutet. «Ein Auto stand bis zur Oberkante im Wasser und musste abgeschleppt werden», teilte ein Polizeisprecher am Sonntag mit. Auch eine Unterführung an einer Abfahrt der Bundesstraße 93 musste wegen meterhoher Wassermassen gesperrt werden.

In vielen Orten musste die Feuerwehr binnen kurzer Zeit etliche Male ausrücken. Allein in Osthessen gab es Hunderte Einsätze - im Landkreis Fulda im Laufe des Samstags schon 330. Bei bis zu 100 Litern pro Quadratmeter in der Stunde kam es laut Polizei «zu überfluteten Straßen, unzähligen herausgesprungen Gulli- und Kanaldeckeln, vollgelaufenen Kellern und Erdabgängen». In Fulda war die Notrufnummer 112 der Feuerwehr vorübergehend nicht erreichbar, die 110 war laut Polizei «völlig überlastet».

In vielen Regionen Deutschlands kam es zudem zu zahlreichen wetterbedingten Verkehrsunfällen. Die meisten verliefen glimpflich. Örtlich mussten unterhöhlte oder unter Schlamm begrabene Straßen gesperrt werden. Auf dem Bodensee kenterten am Samstag mehrere Segelboote und ein Katamaran im Sturm. Internationaler Seenotalarm wurde ausgelöst, Polizei, Feuerwehren, Wasserrettung und ein Hubschrauber des Innenministeriums waren im Einsatz. Alle Besatzungen konnten in Sicherheit gebracht werden.

Ein Gewitter hatte auch Folgen für einen RTL-Livestream: Eigentlich wollten die No Angels am Freitagabend über ihre Zukunft als Girlgroup sprechen, doch ein Gewitter machte den Frauen einen Strich durch die Rechnung - das Interview wurde unterbrochen. «Bei einem so großen Unwetter kann es schon mal vorkommen, dass die Verbindung der Zellen nicht mehr funktioniert», erklärte ein Techniker auf der Website des Kölner Senders. Später wurde das Interview dann auf rtl.de eingestellt.

Auch zu Beginn der Woche ist die Gewittergefahr nicht gebannt. «Die feuchte, schwüle und gewittrige Luftmasse hält uns auch in den nächsten Tagen weiter in Atem», teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Sonntag in Offenbach mit. Im Vorfeld lasse sich dabei kaum eingrenzen, welche Orte konkret betroffen sein werden.


Bildnachweis: © Andreas Rosar/dpa
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