9. August 2023 / Aus aller Welt

Justiz zweifelt an Foltervorwurf - Deutscher ist frei

Der Notruf einer Deutschen sorgt für Aufregung. Jahrelang soll ihr Mann sie gefangen gehalten und gefoltert haben. Doch für die Ermittler zeichnet sich ein ganz anderes Bild.

Im aufsehenerregenden Fall eines deutschen Paares in Ostfrankreich hält die Justiz die Vorwürfe der Freiheitsberaubung, Folter und Vergewaltigung für fragwürdig. Es gebe keine Erkenntnisse, die die schweren Beschuldigungen der Frau gegen ihren Mann untermauerten, sagte der Staatsanwalt von Saargemünd, Olivier Glady.

Der 55 Jahre alte festgenommene Deutsche ist aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden. Für eine strafrechtliche Verfolgung des Mannes gebe es keine Anhaltspunkte.

Staatsanwalt: Keine Spuren von Folter

Zunächst waren Ermittlungen wegen möglicher Vergewaltigung, Freiheitsberaubung und Folter aufgenommen worden. Glady wertete den Vorwurf der Freiheitsberaubung nun als «inexistente Wirklichkeit». Für Vergewaltigungen gebe es keine Spuren, auch der Vorwurf der Folter konnte durch keine gewonnenen Erkenntnisse erhärtet werden.

Am Montagmorgen hatten französische Polizisten den Mann in Forbach, nahe dem Saarland, festgenommen. Seine 53 Jahre alte Frau, ebenfalls Deutsche, hatte Glady zufolge zuvor die deutschen Sicherheitskräfte angerufen. Sie gab an, seit 2011 von ihrem Mann gefangen gehalten und misshandelt zu werden. Warum die Frau ausgerechnet im hessischen Wiesbaden und nicht im angrenzenden Saarland anrief? Sie habe die Telefonnummer der Polizei in einer Fernsehsendung gesehen und im Kopf behalten, sagte Glady.

Statt eines strafrechtlichen Schreckens scheine der Fall viel mehr soziale Verzweiflung zu offenbaren, resümierte der Staatsanwalt. In der langen Befragung habe die Frau ihre Anschuldigungen wiederholt. Ihr Mann hingegen sprach von einer Krankheit, unter der seine Gattin seit Längerem leide. Diese bestritt, krank zu sein. «Aber zum jetzigen Zeitpunkt und besonders unter Berücksichtigung der rechtsmedizinischen Erkenntnisse ist ihre eigene Einschätzung der Situation vielleicht nicht die zutreffendste.»


Bildnachweis: © Thomas Frey/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Teile diesen Artikel

Meistgelesene Artikel

Kreis Gütersloh

Gütersloh. Die PFAS-Belastung auf dem Flughafengelände an der Marienfelder Straße breitet sich jenseits des...

weiterlesen...
Kreis Gütersloh

Gütersloh. Die Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten schützen, die Vielfalt des Landschaftsbildes wahren und den...

weiterlesen...
Aus aller Welt

Erneut geht in NRW ein Schusswaffengebrauch der Polizei tödlich aus. Ein mutmaßlicher Messerangreifer starb dabei in Recklinghausen. Erst am Dienstag war es in Moers zu einem tödlichen Fall gekommen.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Aus aller Welt

Eine junge Deutsche startet mit ihrem Fluglehrer in Spanien zu einem Übungsflug. Plötzlich reißt der Funkkontakt zum Flughafen ab. Ein Suchhubschrauber findet wenig später das Wrack.

weiterlesen...
Aus aller Welt

Berichten zufolge wird ein Schiff mit tonnenweise Ammoniumnitrat in Richtung der Ostsee geschleppt. Das Maritime Sicherheitszentrum hat den Frachter «Ruby» im Blick.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Aus aller Welt

Eine junge Deutsche startet mit ihrem Fluglehrer in Spanien zu einem Übungsflug. Plötzlich reißt der Funkkontakt zum Flughafen ab. Ein Suchhubschrauber findet wenig später das Wrack.

weiterlesen...
Aus aller Welt

Berichten zufolge wird ein Schiff mit tonnenweise Ammoniumnitrat in Richtung der Ostsee geschleppt. Das Maritime Sicherheitszentrum hat den Frachter «Ruby» im Blick.

weiterlesen...