2. März 2022 / Aus aller Welt

Ermordete Afghanin im Koffer – Prozess beginnt

Bilder aus Überwachungskameras zeigen zwei Männer mit einem ausgebeulten Koffer am Bahnhof. Auf diesem Weg sollen sie ihre getötete Schwester von Berlin nach Bayern transportiert haben. Jetzt stehen die Brüder vor Gericht.

Nach dem gewaltsamen Tod einer Afghanin beginnt der Prozess gegen deren Brüder.

Weil sie andere Moralvorstellungen hatte als ihre afghanische Familie sollen zwei Männer ihre Schwester getötet haben. Mit der Leiche im Koffer sollen die zwei Männer anschließend per Bahn von Berlin nach Bayern gereist sein, um diese dort zu verscharren.

Gut sieben Monate später hat am Mittwoch vor dem Landgericht Berlin der Prozess gegen die Brüder begonnen. Die Anklage wirft den 27 und 23 Jahre alten Männern Mord aus niederen Beweggründen vor.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Brüder die 34-Jährige am 13. Juli 2021 getötet haben. Nach dem Verschwinden der Frau - Mutter eines 14 Jahre alten Jungen und eines zehnjährigen Mädchens - gab es umfangreiche Ermittlungen, die schließlich nach Bayern führten. Am 3. August 2021 wurden die Brüder festgenommen und kamen in Untersuchungshaft. Nach Angaben der Verteidigung werden sie im Prozess von ihrem Schweigerecht Gebrauch machen.

Der Fall hatte für Schlagzeilen gesorgt. Auch zum Prozessauftakt gab es ein großes Medieninteresse. Bevor er die Verhandlung jedoch eröffnete, bat der Vorsitzende Richter Thomas Groß um ein Innehalten für die vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine: «Frieden und Freiheit in der Welt sind das Wichtigste», sagte er.

Kontroverse um den Begriff «Ehrenmord»

Auch nach dem offiziellen Prozessauftakt kam es zunächst nicht zur Verlesung der Anklage. Nach einem Antrag der Verteidigung, die die Eignung des Dolmetschers für die afghanischen Angeklagten in Frage stellte, wurde die Verhandlung zunächst unterbrochen. Die Anwälte hatten schon vor dem Prozess angekündigt, dass weitere Anträge folgen sollten.

Dabei wollen sie auch die Debatte aufgreifen, die nach der Tötung der Afghanin im vergangenen Sommer um den Begriff «Ehrenmord» und die Integration von Flüchtlingen entbrannt war. Die Verteidigung sieht dadurch eine Vorverurteilung der angeklagten Brüder. Sie behielt sich am Mittwoch vor, Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und die damalige Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) als Zeugen für den Prozess zu benennen.

Breitenbach hatte sich damals gegen den «Ehrenmord»-Begriff gewandt und vielmehr von «Femizid» sprechen wollen. Damit war sie bei anderen Parteien auf Kritik gestoßen - auch bei Giffey. Morde vermeintlich im Namen der Ehre erregten bereits in der Vergangenheit immer wieder deutschlandweit Aufsehen. Frauenrechtsorganisationen sprechen von zahlreichen derartigen Taten in jedem Jahr.

Die getötete Frau und ihre Brüder waren vor einigen Jahren aus Afghanistan nach Deutschland gekommen. Die zwei Kinder des Opfers sind als Nebenkläger im Prozess vertreten. Als ihr gesetzlicher Vertreter nahm am Mittwoch zum Prozessauftakt ihr Vater teil. Mit ihm war das Opfer als 16-Jährige verheiratet worden. Nach Gewaltvorfällen hatte sich die Frau von ihm getrennt und sich einem anderen Mann zuwandt.


Bildnachweis: © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
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