30. August 2023 / Aus aller Welt

Filmfestspiele Venedig eröffnet

Das 80. Filmfestival Venedig steht unter dem Einfluss des Hollywood-Streiks. Zur Eröffnung richtet sich der Fokus auf die abwesenden US-Stars - und die italienische Filmszene.

Liliana Cavani hat den Goldenen Ehrenlöwen für ihr Lebenswerk erhalten

Mit einem streikbedingten Fokus auf die italienische Filmszene sind die 80. Filmfestspiele Venedig eröffnet worden. Auf den roten Teppich kamen am Mittwochabend weniger internationale Filmstars als üblich. Dafür war viel italienische Prominenz zu sehen. In ihrer Eröffnungsrede richtete sich die Schauspielerin Caterina Murino an die Streikenden in Hollywood.

Anschließend wurde die 90-jährige italienische Regisseurin Liliana Cavani mit einem Ehrenlöwen ausgezeichnet. Die 90-Jährige nahm die Auszeichnung für ihr Lebenswerk von der britischen Schauspielerin Charlotte Rampling entgegen. Diese spielt die Hauptrolle in Cavanis Film «Der Nachtportier» (1974).

Murino sagte am Mittwochabend auf der Bühne in Anspielung auf den US-Streik: «Ein herzlicher und unterstützender Gruß an diejenigen, die nicht hier bei uns sind, um den intellektuellen und wirtschaftlichen Wert ihrer Arbeit zu verteidigen und uns daran zu erinnern, dass das künstlerische Schaffen das Vorrecht talentierter Männer und Frauen ist, das nicht an die künstliche Intelligenz delegiert werden kann.»

Die gewerkschaftlich organisierten Drehbuchautoren streiken in den USA seit Anfang Mai. Seit Mitte Juli haben zudem Zehntausende Mitglieder der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA die Arbeit niedergelegt. Sie fordern eine bessere Vergütung und Regeln im Umgang mit der künstlichen Intelligenz.

Weniger Stars in Venedig

Einige US-Stars, die an Filmen des diesjährigen Festivals beteiligt sind, kommen nicht nach Venedig. Dazu gehört etwa Bradley Cooper, dessen Film «Maestro» im Wettbewerb läuft. Auch Emma Stone, die im Wettbewerbsfilm «Poor Things» von Yorgos Lanthimos die Hauptrolle spielt, soll dem Festival fern bleiben. «Die Auswirkungen des Streiks der Hollywood-Schauspieler werden spürbar sein», hatte Festivaldirektor Alberto Barbera gesagt. Aber sie würden nicht so gravierend ausfallen wie anfangs befürchtet.

Zur Eröffnung kam allerdings neben den internationalen Jury-Mitgliedern - zu denen der US-Regisseur Damien Chazelle, die neuseeländische Regisseurin Jane Campion und der irische Filmemacher Martin McDonagh gehören - vor allem italienische Prominenz. Einige Politiker des Mittelmeerlands schritten über den Teppich, etwa Italiens Infrastruktur- und Transportminister Matteo Salvini.

Tausch des Eröffnungsfilms

Ursprünglich sollte zur Eröffnung der Film «Challengers» von Luca Guadagnino mit der US-Schauspielerin Zendaya in der Hauptrolle laufen. Wegen des Streiks wurde auch hier umdisponiert.

Der Film «Comandante» bekam den Zuschlag. Das historische Drama des italienischen Regisseurs Edoardo De Angelis erzählt von einem heldenhaften italienischen U-Boot-Kommandanten im Zweiten Weltkrieg. Salvatore Todaro (1908-1942) entschied sich 1940 während einer Fahrt auf dem Atlantik, belgische Kriegsgegner zu retten und auf sein Schiff zu bringen.

Im Film wird Todaro vom italienischen Schauspieler Pierfrancesco Favino verkörpert. «Ich bin ein Mann des Meeres», lässt er ihn sagen - und betonen, dass auf dem Ozean besondere humanistische Gesetze gelten würden, die nicht unbedingt mit jenen des Kriegs übereinstimmen. Todaro muss sich im Film gegen Stimmen behaupten, die dafür argumentieren, den Feind sterben zu lassen.

Regisseur De Angelis hatte am Nachmittag angesprochen auf die Präsenz des rechtspopulistischen Politikers Salvini beim Festival in Venedig gesagt: Er hoffe, dass jeder, der sich den Film anschaut, zustimmt, dass es ewige und unveränderliche Gesetze wie das des Meeres gibt, die niemals gebrochen werden. Er spielte damit auf die ablehnende Haltung der rechten italienischen Regierung zur Seenotrettung an.

Ein Schmelztiegel

In einem Interview mit dem Branchenmagazin «Deadline» hatte De Angelis zuvor ausgeführt: «Wir sind eine Nation, die sich aus Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammensetzt, aber in den letzten Jahren hat sich die Vorstellung durchgesetzt, dass es ein Privileg und eine Identität ist, Italiener zu sein, die anderen nicht offensteht. Dem kann ich nicht zustimmen. Eine Nation, die als Schmelztiegel entstanden ist, sollte anderen gegenüber aufgeschlossen sein.»

«Comandante» ist einer der 23 Filme, die um den Hauptpreis des Festivals, den Goldenen Löwen, konkurrieren. Dieser wird am 9. September verliehen.


Bildnachweis: © Gian Mattia D'alberto/LaPresse via ZUMA Press/dpa
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