2. Januar 2022 / Aus aller Welt

Glücksspiel: Rund 22.400 Spieler neu gesperrt

Exzessive Spieler können sich zentral für Glücksspiel-Anbieter sperren lassen. Viele nutzen diese Möglichkeit. Neu ist eine sogenannte Limitdatei.

Ein problematisches Glücksspielverhalten haben rund 430.000 Menschen in Deutschland.

Zahlreiche Menschen haben sich in ein übergreifendes System eintragen lassen, das sie für Glücksspiel sperrt.

Seit Anfang Juli vergangenen Jahres haben sich nach Angaben des Sprechers des Regierungspräsidiums Darmstadt 22.435 Menschen mit einem Eintrag in das zentrale System Oasis sperren lassen (Stand: 21. Dezember 2021). Wenn sich ein Spieler dort anmeldet, ist er automatisch für Spielhallen, Spielbanken, Online-Casinos sowie Sportwetten gesperrt. Die Betreiber dieser Angebote müssen vor dem Start abgleichen, ob ein Gast gesperrt ist, und ihm dann den Zugang verwehren. Das soll exzessiven Spielern den Absprung ermöglichen.

Zum Jahresende 2020 waren bereits fast 47.000 Sperren in Oasis erfasst, wie aus dem Jahresreport der Glücksspielaufsichtbehörden der Länder hervorgeht. Mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag, der Anfang Juli 2021 in Kraft getreten ist, ist das Sperrsystem in ganz Deutschland einheitlich und spielformübergreifend. Man muss sich nun nicht mehr bei einzelnen Anbietern sperren lassen.

Neue Limitdatei

Neu ist zudem die Limitdatei: Sie soll dafür sorgen, dass Spielerinnen und Spieler anbieterübergreifend nicht mehr als 1000 Euro pro Monat einsetzen dürfen. Die Limits können individuell auch niedriger angesetzt werden. Aktuell seien elf Anbieter an das System angeschlossen, erklärte das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt, das das System verwaltet. Weitere sollten folgen. Zum Stichtag 8. Dezember 2021 seien 116.078 Spieler registriert gewesen.

Bislang setzten Spieler teils deutlich mehr Geld ein, weiß Ilona Füchtenschnieder, Vorsitzende des bundesweiten Fachverbands Glücksspielsucht, aus der Sichtung von Kontounterlagen in der Beratung. «Ein Mann hat etwa von März bis Oktober 36.000 Euro verspielt, erlaubt gewesen wären 8000 Euro. Bei einem anderen waren es 14.000 Euro in drei Monaten. Ohne dass Anbieter je geprüft hätten, ob die Leute überhaupt so viel Geld zur Verfügung haben», kritisiert sie. Mit dem Spielerschutz durch den neuen Staatsvertrag ist sie nicht zufrieden: Die Aufsicht müsste schlagkräftiger sein, sagt sie.

Eine Glücksspielsucht oder problematisches Glücksspielverhalten haben nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) rund 430.000 Menschen in Deutschland. Die Bundeszentrale warnt vor einem erhöhten Suchtrisiko beim Glücksspiel im Internet. Eigenen Studiendaten zufolge zeige jede fünfte spielende Person beim Zocken im Netz ein problematisches oder abhängiges Spielverhalten.

Online-Spiele

Mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag sind auch virtuelle Automatenspiele, Online-Poker und Online-Casinospiele zugelassen - bislang sind aber noch keine der notwendigen Erlaubnisse erteilt worden. 49 Erlaubnisse zur Veranstaltung von virtuellen Automatenspielen und sieben für Online-Poker seien beantragt worden (Stand 14. Dezember), teilte das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt mit. Die Anträge würden noch bearbeitet. Die Behörde ist derzeit bundesweit für die Anträge zuständig.

Verschiedene Behörden in Deutschland übernehmen vorübergehend die Überwachung und Genehmigung von Glücksspielen. Die Aufgaben werden nach und nach von der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder übernommen. Diese wird in Halle im Süden Sachsen-Anhalts aufgebaut. Bis Anfang 2023 sollen dort rund 110 Mitarbeiter das Online-Glücksspiel im Auge haben. Aktuell sind dort zwölf Mitarbeiter beschäftigt, wie eine Sprecherin mitteilte. Gesucht würden beispielsweise Juristen und Verwaltungsfachwirte sowie Digitalisierungsexperten und auch Spezialisten für Suchtforschung.

Als Glücksspielaufsicht hat das Landesverwaltungsamt in Halle das unerlaubte Glücksspiel und die Werbung dafür im Blick. «Aufgrund diverser Hinweise von Bürgern, Suchtberatungs- und anderen Stellen sowie eigenen Feststellungen wurden bereits zahlreiche Untersagungsverfahren wegen des Angebots unerlaubten Glücksspiels sowie auch der Werbung hierfür eingeleitet», erklärte eine Sprecherin. «Um den Erfolg behördlicher Maßnahmen nicht zu gefährden, können hierzu keine detaillierteren Angaben zur Vorgehensweise oder konkrete Zahlen genannt werden.»

Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder wird zum 1. Juli 2022 die Verantwortung für die Bekämpfung des illegalen Glücksspiels übernehmen.


Bildnachweis: © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

BS Haustechnik: Über 25 Jahre Kompetenz in Heizung und Sanitär
Partner-News

Innovative Lösungen in und um Schloß Holte-Stukenbrock

weiterlesen...
Schloß Holte-Stukenbrock: Verkehrsunfall mit lebensgefährlich verletzter Person.
Polizeimeldung

Verkehr Schloß Holte-Stukenbrock: Verkehrsunfall mit lebensgefährlich verletzter Person. Am späten...

weiterlesen...

Neueste Artikel

Todesschütze von Manhattan: Polizei setzt auf neue Fotos
Aus aller Welt

Der Mann, der den Chef eines großen Versicherungskonzerns ermordet haben soll, ist weiter auf der Flucht. Neue Bilder und rätselhafte Botschaften auf der Munition könnten die Fahnder weiterbringen.

weiterlesen...
«Krankheit X»: WHO schickt Experten in den Kongo
Aus aller Welt

In der Demokratischen Republik Kongo sind zahlreiche Menschen an einer unbekannten Krankheit gestorben. Nun will die Weltgesundheitsorganisation bei der Ursachensuche der «Krankheit X» helfen.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Todesschütze von Manhattan: Polizei setzt auf neue Fotos
Aus aller Welt

Der Mann, der den Chef eines großen Versicherungskonzerns ermordet haben soll, ist weiter auf der Flucht. Neue Bilder und rätselhafte Botschaften auf der Munition könnten die Fahnder weiterbringen.

weiterlesen...
«Krankheit X»: WHO schickt Experten in den Kongo
Aus aller Welt

In der Demokratischen Republik Kongo sind zahlreiche Menschen an einer unbekannten Krankheit gestorben. Nun will die Weltgesundheitsorganisation bei der Ursachensuche der «Krankheit X» helfen.

weiterlesen...