21. Juli 2021 / Aus aller Welt

Hoffnung auf Rettung Überlebender schwindet

Fast eine Woche ist es her, dass das Hochwasser Tausenden Menschen ihre Lieben, ihr Hab und Gut oder ihre ganze Existenz nahm. Die Bundesregierung beschloss nun Sofortmaßnahmen.

Helfer von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) pumpen Wasser aus einem Regenrückhaltebecken ab, in dem sich noch Fahrzeuge befinden sollen.

Knapp eine Woche nach Beginn der Hochwasser-Katastrophe im Westen Deutschlands schwinden die Hoffnungen, noch Überlebende in den betroffenen Orten zu finden.

«Wir suchen aktuell noch nach Vermissten, etwa beim Räumen der Wege oder Auspumpen der Keller», sagte die Vizepräsidentin des Technischen Hilfswerks (THW), Sabine Lackner, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). «Zu diesem Zeitpunkt ist es aber leider sehr wahrscheinlich, dass man Opfer nur noch bergen kann, nicht mehr retten.»

Nach Einschätzung des Deutschen Roten Kreuzes in Rheinland-Pfalz rückt nun im Katastrophengebiet auch die psychologische Betreuung in den Vordergrund. Mehr als 160 Fachkräfte unter den rund 3000 DRK-Einsatzkräften aus 14 Landesverbänden kümmern sich in den betroffenen Gebieten in Rheinland-Pfalz zurzeit um die psychosoziale Notfallversorgung, wie der Vorstand des DRK-Landesverbands, Manuel Gonzalez, mitteilte. Unterstützt werden sie von kirchlichen Seelsorgern.

Es gebe ein großes Bedürfnis der Menschen im Katastrophengebiet, über das erfahrene Leid zu sprechen, sagte der Rotkreuz-Helfer Dietmar Breininger aus Ludwigshafen. «Vor Ort treffen wir auf Menschen, die alles verloren haben. Wir treffen auf eine Mutter, die gerade ihren Ehemann verloren hat.» Die Kräfte begleiten auch Menschen zur Identifizierung von Angehörigen und zeigen Möglichkeiten zum Abschiednehmen auf. «Ich bin über 30 Jahre beim Roten Kreuz», sagte Breininger. «Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass so etwas in Deutschland passiert.»

Noch immer werden Menschen vermisst

Nach bisherigen Erkenntnissen kamen mindestens 169 Menschen bei der Hochwasser-Katastrophe ums Leben. Noch immer wurden Menschen vermisst - 155 von ihnen im besonders betroffenen Kreis Ahrweiler im Norden von Rheinland-Pfalz.

Aufatmen dagegen in dem massiv vom Hochwasser betroffenen Rhein-Erft-Kreis. Dort werden keine Menschen mehr wegen des Unwetters vermisst. Seit Dienstag seien fünf noch vermisste Menschen ermittelt worden, erklärte die Polizei. Damit sei nach den bisherigen Erkenntnissen im Kreisgebiet niemand durch die Katastrophe ums Leben gekommen, und es gebe keine weiteren Vermissten. «Die Menschen sind den Umständen entsprechend wohlauf», sagte Polizeisprecher Thomas Held.

Infrastruktur oft völlig zerstört

Die Infrastruktur ist vielerorts völlig zerstört: Straßen, Bahngleise, Brücken, Mobilfunkmasten, Strom-, Gas- und Wasserleitungen sind betroffen. Die Wassermassen haben nach Angaben der Deutschen Bahn allein sieben Regionalstrecken in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz so stark beschädigt, dass man sie neu bauen oder umfangreich sanieren muss. Gleise auf rund 600 Kilometern seien betroffen.

Wie ein Sprecher der Autobahngesellschaft des Bundes sagte, sind im Rheinland etwa 90 Kilometer Autobahn von Flutschäden betroffen. Dabei handele es sich um Schäden von unterschiedlicher Schwere. Auch Abschnitte, die nach dem Abfließen des Wassers intakt aussehen, könnten nicht sofort freigegeben werden. «Wir müssen zunächst prüfen, ob der Untergrund tragfähig ist», sagte der Sprecher.

Wann mit den Reparaturarbeiten etwa an der stark beschädigten Autobahn 61 begonnen werden könne, sei noch nicht abzusehen. Die A61 ist zwischen den Kreuzen Meckenheim und Kerpen in beiden Richtungen voll gesperrt. Teilweise sei überhaupt keine Fahrbahn mehr vorhanden, sagte der Sprecher. Es seien umfangreiche Sanierungsmaßnahmen erforderlich.

«An Geld wird es nicht scheitern»

Der Bund beschloss am Mittwoch eine Soforthilfe von zunächst 200 Millionen Euro. Mittel in derselben Höhe sollen die betroffenen Länder beisteuern, so dass insgesamt bis zu 400 Millionen Euro bereit stehen. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) machte deutlich, der Bund werde bei Bedarf auch mehr Geld zur Verfügung stellen. «An Geld wird es nicht scheitern», betonte auch Innenminister Horst Seehofer (CSU). «Dafür zahlen die Leute ja Steuern, dass ihnen in solchen Situationen geholfen wird.»

Außerdem ist ein milliardenschwerer Aufbaufonds geplant. Der Aufbau werde Jahre in Anspruch nehmen, sagte Scholz. Über die genaue Höhe des Fonds soll erst entschieden werden, wenn das Ausmaß der Schäden besser absehbar ist.


Bildnachweis: © Marius Becker/dpa
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