8. Oktober 2025 / Aus aller Welt

Behörden geben Entwarnung nach Chemieunfall

Eine orange Wolke, rund 400 Einsatzkräfte und vier Verletzte: Die Lage in Mainaschaff war dramatisch, doch die Gefahr ist gebannt. Noch ist allerdings einiges unklar.

Eine große Rauchwolke zog am Abend über die Region.

Nach dem Chemieunfall mit einer weithin sichtbaren orangen Gefahrstoffwolke in einem Industriebetrieb in Mainaschaff bei Aschaffenburg geben Landkreis und Feuerwehr Entwarnung. Schulen und Kitas können laut Gemeinde Mainaschaff normal öffnen. Messungen in der Luft seien als unbedenklich eingestuft worden. Vier Menschen waren durch den Vorfall leicht verletzt worden.

Auch die Kreisbrandinspektion gab Entwarnung. Schon während des noch laufenden Einsatzes am Dienstag sei bei der Überwachung der Umgebungsluft «trotz einer deutlich wahrnehmbaren Geruchsbelastung» im Nahbereich und an anderen Messstellen «zu keinem Zeitpunkt gefährliche Werte» festgestellt worden, hieß es am Mittwochmorgen. Auch nachdem der Wind kurzfristig gedreht hatte, seien alle Messergebnisse unauffällig geblieben. 

Gase können lebensgefährlich sein

Auslöser der Gefahrstoffwolke war laut Kreisbrandinspektion ein «sehr großes Metallteil», das in ein Säurebad mit 6.000 Litern Salpetersäure geraten war und dort eine chemische Reaktion ausgelöst hatte. 

Laut Landkreis Aschaffenburg entstanden dabei nitrose Gase. Diese können nach Angaben der Deutschen Gesetzliche Unfallversicherung im schlimmsten Fall ein lebensgefährliches Lungenödem auslösen. Dabei sammelt sich Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in der Lunge, was zum Tod führen kann. Anwohner waren über Warnsysteme und Lautsprecherdurchsagen gewarnt und gebeten worden, Fenster und Türen geschlossen zu halten, Lüftungsanlagen auszuschalten und im Inneren geschlossener Räume zu bleiben.

Die Einsatzkräfte sperrten das betroffene Gebiet großräumig ab und gingen mit Schutzanzügen ins Gebäude. Weil Versuche, das Metallstück aus dem Säurebecken zu holen scheiterten, wurde die Säure in ein anderes Becken umgepumpt. Dabei halfen laut Kreisbrandinspektion auch Mitarbeiter der betroffenen Firma. 

Warum das Metallteil ins Säurebecken geriet, blieb zunächst unklar. Ein Sprecher der Polizei sagte am Mittwoch, es werde noch dauern, bis man zu Ursache und Schaden etwas sagen könne. Das betroffene Gebäude in dem Industriebetrieb habe bislang nicht betreten werden können. Zunächst müsse auch noch eine mögliche Einsturzgefahr ausgeschlossen werden. 

Orange Wolke über der Firma

Nach dem Vorfall hatte sich über dem Firmengelände eine kräftige, orangefarbene Wolke gebildet. Stundenlang waren Feuerwehrleute in Schutzanzügen vor Ort, insgesamt waren laut Kreisbranddirektion rund 400 Einsatzkräfte verschiedener Organisationen beteiligt, darunter etwa 300 Feuerwehrleute und 80 Menschen vom Rettungsdienst. Landrat Alexander Legler (CSU) dankte den Helfern: «Auf unsere Blaulichtfamilie ist Verlass.»

Die Behörden hatten direkt nach dem Vorfall die Bevölkerung davor gewarnt, sich im Freien aufzuhalten. Rund um das Betriebsgelände wurde auch ein Abschnitt der Bundesstraße sowie der Main als Bundeswasserstraße gesperrt. Mainaschaff grenzt direkt an Aschaffenburg.


Bildnachweis: © Ralf Hettler/dpa
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