17. März 2023 / Aus aller Welt

«New Yorker Patientin»: Bericht über vierte HIV-Heilung

Nach ähnlichen Fällen in Berlin, London und Düsseldorf nun die «New Yorker Patientin»: Erneut befreit eine spezielle Therapie eine HIV-Infizierte vom Virus. Wie geht es jetzt weiter?

Die rote Schleife ist ein Symbol der Solidarität mit Menschen, die Aids haben oder HIV-infiziert sind.

Die Transplantation spezieller Stammzellen aus Nabelschnurblut hat eine New Yorker Patientin sehr wahrscheinlich sowohl von ihrer Leukämie als auch von ihrer HIV-Erkrankung geheilt. Das berichten US-amerikanische Wissenschaftlerinnen im Fachblatt «Cell». Es wäre die erste erfolgreiche Behandlung einer nicht-weißen Frau.

Bislang waren drei Fälle einer Heilung von HIV bekannt: Die entsprechenden Patienten in Berlin, London und Düsseldorf erhielten alle aufgrund einer parallelen Krebserkrankung eine spezielle Stammzellentransplantation. Jene Stammzellen verfügten über eine spezifische Genmutation namens CCR5Δ32. Diese Mutation sorgt für das Fehlen einer Andockstelle für HIV auf den Immunzellen. Ohne diese findet das Virus keine Eintrittspforte und kann die Zellen nicht infizieren, was Träger der Mutation beinahe resistent gegen den Erreger macht.

Möglichst genaue Übereinstimmung entscheidend

Zu diesen Trägern zählt Hauptautorin Yvonne Bryson zufolge aber nur etwa ein Prozent der weißen Bevölkerung, in anderen Gruppen sei die Mutation noch seltener. Bei einer Stammzellentransplantation sei eine möglichst genaue Übereinstimmung zwischen Spender und Empfänger allerdings entscheidend, erklärte Bryson in einem Pressegespräch zur Studie. «Es ist äußerst selten, dass Menschen unterschiedlicher Hautfarbe oder Ethnien einen ausreichend passenden, nicht verwandten erwachsenen Spender finden.»

Das Team entschied sich daher, der nicht-weißen Patientin Stammzellen mit der raren Mutation aus Nabelschnurblut zu transplantieren. Derartige Zellen, die aus freiwilligen Spenden stammen und in entsprechenden Blutbanken gesammelt werden, sind noch sehr unreif, was die sonst häufigen Abstoßungsreaktionen verhindert.

Die Transplantation fand 2017 statt - in einem Eingriff, den man sich nicht wie eine chirurgische Operation, sondern eher wie eine Bluttransfusion vorstellen könne, die nach einer Chemotherapie und Bestrahlung erfolge, erläuterte die Medizinerin Jingmei Hsu. Tatsächlich wurden sowohl die HIV-Infektion als auch die Leukämie der Patientin erfolgreich eingedämmt.

Patientin «reist und genießt ihr Leben»

37 Monate nach dem Eingriff konnten die antiviralen HIV-Medikamente abgesetzt werden. «Heute geht es der Patientin sehr gut, sie reist, besucht ihre Familie und genießt ihr Leben», sagte Hsu.

Obwohl immer noch keine Virusreste nachgewiesen werden können, wollen die Medizinerinnen noch nicht von einer vollständigen Heilung sprechen. Diese Sicherheit brächten erst die nächsten Jahre. Auch komme eine solche Stammzellentransplantation aufgrund der vielen Risiken nur im Rahmen der Behandlung anderer lebensbedrohlicher Erkrankungen wie eben Krebs in Frage.

Nichtsdestotrotz erweitere die Methode den Kreis potenzieller Patienten, so die Studienautorinnen. Sie plädieren dafür, breitflächig Blutbanken für Nabelschnurblut aufzubauen, Spender zu ermutigen und das gespendete Blut dann auf die CCR5Δ32-Mutation zu testen.


Bildnachweis: © Oliver Berg/dpa
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