20. Februar 2022 / Aus aller Welt

Zahnarzt soll Dreifachmörder sein - Prozessbeginn in Kiel

Seine Frau verlässt ihn wegen brutaler Gewaltexzesse und lernt einen neuen Mann kennen. Da soll ein Zahnarzt aus Westensee bei Kiel zum Dreifachmörder geworden sein. Am Mittwoch startet der Prozess gegen den 48-Jährigen.

Polizisten untersuchen das Haus in Dänischenhagen bei Kiel, in dem zwei Tote gefunden wurden (Archivbild).

Als der Zahnarzt aus Westensee bei Kiel in einem Leihwagen heimlich seiner Ehefrau auf dem Weg zu ihrem neuen Bekannten folgt, ahnt sie offenbar nichts von der tödlichen Gefahr.

Wenig später sterben die 43-Jährige und ihr zehn Jahre älterer Bekannter im Eingangsbereich seines Hauses in der kleinen Gemeinde Dänischenhagen nördlich von Kiel im Schusshagel. Kurz darauf ist ein weiterer Mann aus Kiel tot. Auch ihn soll der 48 Jahre alte Ehemann erschossen haben.

Elf Verhandlungstage stehen an

Ab kommenden Mittwoch sitzt der mutmaßliche Dreifachmörder im Kieler Schwurgericht auf der Anklagebank. Die Staatsanwaltschaft legt ihm drei heimtückische Morde aus niedrigen Beweggründen, Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und das Waffengesetz zur Last.

Die Taten haben bundesweit Schlagzeilen gemacht. Für das Verfahren hat das Schwurgericht elf Verhandlungstage terminiert. 30 Zeugen, Vertreter der Gerichtsmedizin und ein psychiatrischer Sachverständiger sollen zur Aufklärung von genauem Tathergang, Motiven und Schuldfähigkeit des 48-Jährigen gehört werden. Das Urteil könnte Ende März fallen.

Es droht eine lebenslange Haftstrafe

Bei einer Verurteilung wegen dreifachen Mordes droht dem Angeklagten eine lebenslange Freiheitsstrafe. Sollte auch die besondere Schwere der Schuld festgestellt werden, wäre eine Haftentlassung nach 15 Jahren unwahrscheinlich. In dem Verfahren sind sieben Angehörige der Toten als Nebenkläger zugelassen, darunter die Mutter der getöteten Ehefrau. Die Getötete hinterlässt vier minderjährige Kinder.

Monatelang haben die Ermittler die Tatspuren auf Tausenden Seiten zusammengetragen, Dutzende Zeugen gehört, E-Mails und Handydaten ausgewertet. Demnach erschoss der Angeklagte am 19. Mai 2021 in Dänischenhagen seine getrennt von ihm lebende Frau und deren neuen Bekannten offenbar, als der 53-jährige bekannte Kieler Kite-Surfer ihr die Tür öffnet. Zwei Magazine einer Maschinenpistole vom Typ Uzi soll der Angeklagte auf die beiden Opfer abgefeuert haben, bevor er in Kiel-Hasseldieksdamm das dritte Opfer, einen gemeinsamen Bekannten des Ehepaars, erschossen haben soll.

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft wurde der 48-Jährige zum mutmaßlichen Mörder, nachdem sich seine Frau nach seinen Gewaltexzessen von ihm getrennt hatte. Ihr Mann habe «sie wegen der Trennung und ihren neuen Bekannten wegen einer Beziehung zu ihr bestrafen» wollen. Das dritte Opfer soll der Zahnarzt «für das Scheitern seiner Ehe verantwortlich gemacht haben». Keiner der Getöteten rechnete den Angaben zufolge mit einem Angriff auf sein Leben. Alle Opfer wurden «so überraschend angegriffen, dass diesen keine Gelegenheit blieb, zu fliehen oder sich sonst gegen den Angriff zu schützen oder ihn abzuwehren».

Großalarm

Nachdem Nachbarn die Schussgeräusche gehört und die Polizei alarmiert haben, entdecken die Einsatzkräfte die Leichen und lösen Großalarm aus. Zeitweise wird das Kieler Brauereiviertel abgeriegelt, weil dort das beschriebene Fluchtfahrzeug gesehen worden sein soll. Es gibt erst ein Aufatmen, als sich der 48-Jährige am Abend in Hamburg der Polizei stellt und die Taten einräumt. Dort erfahren die Beamten auch von ihm von dem dritten Toten.

Die mutmaßliche Tatwaffe, mit der der 52 Jahre alte Freund des Ehepaares erschossen worden sein soll, hat der Zahnarzt noch bei sich. Die Maschinenpistole, mit der er seine Frau und deren Bekannten getötet haben soll, legte er nach eigenen Angaben in Kiel-Düsternbrook im Garten eines Freundes ab. Dieser Mann gestand, er habe die Waffe zerlegt und Einzelteile unter anderem im Nord-Ostsee-Kanal versenkt. Polizeitaucher spürten etliche Teile wieder auf. Der Mann soll am zweiten Prozesstag vernommen werden.


Bildnachweis: © Axel Heimken/dpa
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