16. Juni 2021 / Aus aller Welt

Verschleppte Studenten in Mexiko: Opfer identifiziert

In Mexiko gelten mehr als 88.000 Menschen als verschwunden, oft werden Massengräber entdeckt. Im Fall der 43 Studenten kommt die traurige Wahrheit allmählich ans Licht.

Angehörige der 43 vermissten Lehramtsstudenten 2019 bei einem Protestmarsch mit Porträts der Vermissten.

Fast sieben Jahre nach der Verschleppung von 43 Studenten in Mexiko sind die sterblichen Überreste eines weiteren Opfers zweifelsfrei identifiziert worden.

Gerichtsmediziner im österreichischen Innsbruck hätten einen Lendenwirbel mittels DNA-Untersuchungen eindeutig zuordnen können, teilte die Spezialeinheit der mexikanischen Generalstaatsanwaltschaft am Dienstag mit. Der Knochen gehörte demnach Jhosivani Guerrero - dem inzwischen dritten identifizierten Studenten.

In der Nacht zum 27. September 2014 waren in Iguala im südlichen Bundesstaat Guerrero 43 Studenten des Lehrerseminars Ayotzinapa von Polizisten verschleppt und der kriminellen Bande Guerreros Unidos übergeben worden. Ersten Ermittlungen zufolge wurden die jungen Männer getötet und auf einer Müllkippe verbrannt. Unabhängige Untersuchungen ergaben allerdings, dass es dafür nicht genug Beweise gibt. Die Hintergründe der Tat sind bis heute unaufgeklärt. Dutzende Verdächtige wurden festgenommen, darunter der damalige Bürgermeister und der Polizeichef von Iguala. Verurteilt wurde bisher aber niemand.

Zuletzt war vergangenen Juli ein Knochenfragment einem der Studenten zugeordnet worden. Dieses war in einer Schlucht rund 20 Kilometer vom Entführungsort entfernt entdeckt worden - ebenso wie der Wirbelknochen von Jhosivani Guerrero. Die Generalstaatsanwaltschaft hatte bereits 2015 die Identifizierung von Überresten Guerreros verkündet, die auf der Müllkippe entdeckt worden seien - die Ergebnisse der DNA-Proben waren aber nicht eindeutig. Der damalige Chefermittler der Generalstaatsanwaltschaft, Tomás Zerón, wird inzwischen mit Haftbefehl gesucht und hat sich ins Ausland abgesetzt.

Mehr als 88.000 Menschen gelten in Mexiko als verschwunden. Immer wieder werden Massengräber entdeckt, viele weitere werden noch vermutet. Im Schnitt gibt es in dem nordamerikanischen Land fast 100 Morde am Tag. Die Gewalt geht großteils auf das Konto von Drogenkartellen und anderen kriminellen Gruppen, die oft Verbindungen zu korrupten Politikern und Sicherheitskräften haben. Auch die Straflosigkeit ist ein großes Problem in Mexiko. Mehr als 90 Prozent der Delikte werden dem Nationalen Statistikinstitut zufolge gar nicht erst angezeigt. Von den gemeldeten Straftaten werden laut Zahlen des Thinktanks IEP nur etwa drei Prozent aufgeklärt.


Bildnachweis: © Marco Ugarte/AP/dpa
Copyright 2021, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Ostergebäck zum Vernaschen
Rezepte

Rezept für Quarkhasen

weiterlesen...
Starte Deine Karriere bei der Sternpark-Gruppe!
Job der Woche

Dein Mercedes-Benz und smart Servicepartner aus Rheda-Wiedenbrück

weiterlesen...

Neueste Artikel

Gericht hebt historisches Urteil gegen Harvey Weinstein auf
Aus aller Welt

Das Urteil gegen Filmmogul Weinstein war 2020 ein Meilenstein der Rechtsgeschichte. Nun gab ein Gericht überraschend seinem Einspruch statt. Freikommen wird der 72-Jährige vorerst aber nicht.

weiterlesen...
Suche nach Arian geht weiter - Bundeswehr soll helfen
Aus aller Welt

Einsatzkräfte suchen seit Montagabend nach dem sechsjährigen Arian aus Bremervörde. Bei der Suche setzen sie Retter auch ungewöhnliche Methoden ein - und haben weiterhin Hoffnung.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Gericht hebt historisches Urteil gegen Harvey Weinstein auf
Aus aller Welt

Das Urteil gegen Filmmogul Weinstein war 2020 ein Meilenstein der Rechtsgeschichte. Nun gab ein Gericht überraschend seinem Einspruch statt. Freikommen wird der 72-Jährige vorerst aber nicht.

weiterlesen...
Suche nach Arian geht weiter - Bundeswehr soll helfen
Aus aller Welt

Einsatzkräfte suchen seit Montagabend nach dem sechsjährigen Arian aus Bremervörde. Bei der Suche setzen sie Retter auch ungewöhnliche Methoden ein - und haben weiterhin Hoffnung.

weiterlesen...